Offene Trauerhalle – Friedhof Sommerberg am Sonntag 24. November von 11:30 Uhr bis 17:00 Uhr

Offene Trauerhalle – Friedhof Sommerberg am Sonntag 24. November von 11:30 Uhr bis 17:00 Uhr
St. Martinswort 2024 des Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland
Taten können Leben verändern. Am Martinstag erinnern wir an eine solche Tat gelebter Nächstenliebe. Als Martin von Tours einen frierenden Bettler am Wegesrand sieht, steigt er vom Pferd, zerschneidet seinen Offiziersmantel und gibt dem Frierenden die Hälfte seines Mantels. Martin gibt kein Almosen, sondern er teilt Würde. Er setzt sich dem anderen gleich und sieht den Bettler als Bruder, als Mitmenschen an: Deine Armut ist meine Armut, mein Mantel ist dein Mantel.
Das war vor rund 1700 Jahren. Seitdem erinnern wir an diese Tat in allen christlichen Kirchen. Weil Martin von Tours gelebt hat, worum es im Glauben geht. Jesus Christus sagt: „Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet.“ (Matthäusevangelium 25,36) Christus selbst identifiziert sich mit jedem Bettler, Armen und Obdachlosen. Am 11. November feiern wir kein Almosen, keine Wohltätigkeit, sondern ein Miteinander in Würde. Den Mantel teilen – als Leitbild für unseren Sozialstaat.
Die Armen unserer Zeit muss man nicht lange suchen. Da sind die Flaschensammler am Bahnhof, die Menschen, die Straßenzeitungen vor dem Supermarkt verkaufen, die Obdachlosen im Schlafsack unter den Brücken. Und es gibt noch eine viel größere verdeckte Armut. Es ist das Kind, das in der Schule ohne Pausenbrot dasteht. Das Rentnerpaar, das sich mit der schmalen Rente die Wohnung nicht mehr leisten kann und nicht weiß, wohin. Die Geflüchteten, die ohne einen Cent in Deutschland ankommen. Die alleinerziehende Mutter, die am Monatsende Lebensmittel bei der Tafel holt, weil das Geld einfach nicht reicht. Es ist und bleibt ein Skandal, dass in Deutschland Kinderreichtum weiter zu den größten Armutsrisiken gehört und Armut allzu oft familiär „vererbt“ wird.
Es ist gut, von Martin von Tours persönlich zu lernen für den Umgang mit den Armen unserer Zeit: stehen bleiben, nicht wegschauen, respektvoll mit diesem Menschen umgehen, nachfragen, nicht urteilen und etwas vom eigenen Geld teilen. Ein paar Euro machen mich nicht arm, können für den anderen Menschen aber viel bedeuten. Was wir aber vor allem brauchen, ist ein starker Sozialstaat, in dem Menschen erst gar nicht in solch eine Situation geraten. Unser Sozialstaat steht jedoch unter massivem Druck.
Die Wohlfahrtsverbände protestieren zurzeit in Nordrhein-Westfalen unter dem Motto „NRW bleib sozial!“, weil für den kommenden Landeshaushalt die Mittel für soziale Dienste und Angebote um 83 Millionen Euro reduziert werden sollen. Wenn das so kommt, werden Menschen mit sozialen Problemen, psychischer Krankheit, Sucht, Fluchterfahrung oder Schulden allein bleiben und schneller auf der Straße landen. Das teilt nicht den Mantel, sondern zieht vielen die Decke weg.
Ich bin dankbar, dass sich so viele Menschen ehrenamtlich wie beruflich in Gemeinden, Diakonie und Caritas für ein menschenwürdiges Miteinander einsetzen: in der Bahnhofsmission, in der Arbeit mit Geflüchteten in Notunterkünften, in aufsuchender Sozialarbeit in von Armut geprägten Stadtteilen, in Schuldnerberatung, Tafeln oder Telefonseelsorge. Diese persönliche Zuwendung kann nicht durch sozialstaatliche Maßnahmen ersetzt werden. Aber sie ist darauf angewiesen, dass der Staat sie stärkt, fördert und unterstützt.
Am 11. November wird es an vielen Orten Umzüge zu Ehren von Martin von Tours geben. Sie sind eine geistliche Erinnerung daran, was Mitmenschlichkeit bedeutet, und eine Ermutigung zu persönlichem wie sozialpolitischem Engagement.
Beitragsbild: EKiR.de
Am Sonntag, 27. Oktober um 18 Uhr findet in der Versöhnungskirche Rösrath wieder ein Gottesdienst mit Martin Buchholz statt.
Thema wird sein „Liebe ist ansteckend“.
Gedanken und Lieder von Martin Buchholz
Am Sonntag, 27.10.2024, findet nach dem Gottesdienst in Volberg die diesjährige Gemeindeversammlung statt.
Hierzu laden wir Sie herzlich ein.
Das Presbyterium
Bild: Evangelische Kirchengemeinde Lüdringhausen
Ein riesiges Kerzenmeer beim Abendsegen und anschließend noch ein spontanes gemeinsames Singen, fröhliche Gespräche mit den Hockernachbarn, mitreißende Konzerte mitten in der Stadt, kluge Gedanken bei Bibelarbeiten und Workshops, kontroverse Debatten, die weiterbringen, und eine Stadt voller Schals, guter Ideen und guter Laune: das ist Kirchentag.
Der Termin für den nächsten Kirchentag steht schon fest, nun heißt es für Sie nur noch, diesen in Ihren Kalendern festzuhalten.
Kommendes Jahr vom 30. April bis zum 4. Mai 2025 ist es wieder soweit. Wir feiern in Hannover das Fest des Glaubens. Das heißt fünf Tage volles Programm und tolle Atmosphäre mit rund 1.500 kulturellen, liturgisch/theologischen und gesellschaftspolitischen Veranstaltungen. Tickets gibt es ab Herbst 2024. Weitere Infos finden Sie unter www.kirchentag.de/teilnehmen
Helfende sind beim Kirchentag unverzichtbar. Und Helfen beim Kirchentag ist eine tolle Erfahrung, denn es bedeutet, Teil einer Großveranstaltung zu sein, Verantwortung zu übernehmen, Menschen glücklich zu machen, als Mitglied in einem Team gemeinsam Spaß zu haben und neue Leute kennenzulernen.
Alle können dabei sein und ihre Stärken einbringen, mit anpacken und gemeinsam Großes schaffen. Das Anmeldeformular steht ab Herbst 2024 hier: www.kirchentag.de/helfen
Wer vorher schon aktuellste Infos zum Helfen bekommen möchte, der kann den Helfenden unter @helfenbeimkirchentag auf Facebook oder Instagram folgen.
Auch für die Vorfreude gibt es schon was: Wer sich erste Kirchentagsmotive sichern oder diese gerne teilen möchte, der kann sich Vorlagen für Fotosticks zum selber Basteln oder Sharepics herunterladen unter: www.kirchentag.de/teilen
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Die 20 Landeskirchen, der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Bundesvorstand der Diakonie Deutschland haben in einer gemeinsamen Erklärung auf die ForuM-Studie reagiert. Für die EKD-Synode im November wird im Beteiligungsforum ein umfangreicher Maßnahmenkatalog erarbeitet. In diesem Zusammenhang werden auch die Anerkennungsverfahren und Anerkennungsleistungen neu definiert. Inzwischen liegt zudem der Entwurf eines Gesetzes zu Schutz und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt vor. „Die EKD und die Diakonie Deutschland begrüßen und unterstützen mit Nachdruck, dass mit dem vorliegenden Gesetzesvorhaben die staatlichen Strukturen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt und zu deren Aufarbeitung deutlich gestärkt werden“, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme von EKD und Diakonie. In dieser Stellungnahme geben wir wichtige Anregungen. Dabei geht es u. a. darum, dass es eine Weitung über sexualisierte Gewalt gegen Kinder hinaus geben sollte. Außerdem regen Kirche und Diakonie eine Präzisierung beim Recht auf Akteneinsicht und eine weitergehende Stärkung der Ausstattung der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM).
Am 26. Februar dieses Jahres wurde in Wuppertal der Verbund West zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt gegründet. Die entsprechende Erklärung als Grundlage für eine gemeinsame Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission wurde von den Leitungen der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen, der Lippischen Landeskirche und des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe unterzeichnet. Seit dem 1. Juni ist auch die Stelle der Geschäftsführung besetzt. Die Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und dem Saarland sind angefragt, unabhängige Expert*innen für die Kommission vorzuschlagen. Das Land Rheinland-Pfalz lässt sich durch Nordrhein-Westfalen mit vertreten. In Hessen haben wir mit Blick auf unseren kleinen Anteil auf eine Anfrage verzichtet. Derzeit bereiten Staatsanwält*innen die Personalakten der an die ForuM-Studie gemeldeten Fälle auf, damit die Kommission eine gute Arbeitsgrundlage hat.
Die Gemeinsame Erklärung von EKD, Diakonie Deutschland und Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) sieht die Organisation von Betroffenenforen vor. Für den Verbund West hat eine solche Veranstaltung am 21. Juni 2024 im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund stattgefunden. Im Rahmen der Veranstaltung, die extern moderiert wurde, meldeten sich Interessierte für die Teilnahme an Workshops, in denen Betroffene ihre zwei Vertreter*innen für die siebenköpfige Aufarbeitungskommission finden und beauftragen können. Die Workshops sollen im September stattfinden. Der Kommission gehören daneben noch drei unabhängige Expert*innen auf Vorschlag der Bundesländer und zwei Mitarbeitende von Kirche und Diakonie an. Kirchlich Beschäftigte dürfen in der Kommission keine Mehrheit haben.
Ein Plakat der rheinischen Kirche ermutigt Betroffene zudem, von ihren Erfahrungen zu berichten und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch Zeug*innen werden gebeten, ihre Beobachtungen, die möglicherweise auch schon lange zurückliegen, zu teilen.
Die Stabsstelle wurde personell verstärkt und ihre Organisationsstruktur an die wachsenden Herausforderungen angepasst. Zum 1. Juni hat eine Interventionsmanagerin ihren Dienst aufgenommen. Sie koordiniert die Fallbearbeitung nach Meldung und sorgt dafür, Beteiligte über den Fortlauf eines Verfahrens zu informieren. Eine weitere Stelle soll die Aufarbeitung unterstützen. Zudem wird die Leitung der Stabsstelle neu mit einer ganzen Stelle besetzt. Neben der Meldestelle ist auch die Ansprechstelle für Betroffene inzwischen in die Stabsstelle integriert.
Akten und Personalverantwortung für alle kirchlich Beschäftigten jenseits des Pfarrdienstes liegen auf Gemeinde- oder Kirchenkreisebene. Diese Verantwortung als Anstellungsträger kann nicht an andere Ebenen delegiert werden. Ein Leitfaden, der gerade entsteht, fasst zusammen, wer auf welcher Ebene für was zuständig ist. Gearbeitet wird an gemeinsamen Standards für die Aktendurchsicht und an der Frage, wie mit den Akten von Pfarrpersonen umgegangen wird, die sich noch in den Kirchenkreisen befinden. Nicht zuletzt ist das Wissen vor Ort über die Aktenlage hinaus unerlässlich für den Aufarbeitungsprozess von Altfällen.
Die rheinische Kirche bereitet eine Studie zu sexualisierter Gewalt in ehemaligen evangelischen Internaten auf ihrem Kirchengebiet vor. Ergebnisse einer Vorstudie sollen bereits im Laufe des Sommers vorliegen. Mehrere Ausschüsse erarbeiten derzeit unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus der ForuM-Studie Materialien zum Umgang mit Macht, struktureller Gewalt sowie Schuld in der Evangelischen Kirche im Rheinland.
An erster Stelle lege ich Ihnen weiterhin auf der Homepage ekir.de unsere Themenseite „Sexualisierte Gewalt und Kirche“ ans Herz – und darauf besonders die häufig gestellten Fragen zum Umgang mit sexualisierter Gewalt, die regelmäßig aktualisiert werden. Auf der Themenseite sind auch alle wichtigen Kontaktdaten zu finden: von der Ansprechstelle für den Umgang mit Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung über die zentrale Meldestelle für begründete Verdachtsfälle sexualisierter Gewalt bis zur Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung (FUVSS) bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, zuständig für Anträge auf Leistung in Anerkennung des erlittenen Leids.
Seit Jahren wird intensiv darauf hingearbeitet, dass entsprechend unserer Vorgaben zu den Schutzkonzepten alle beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitenden eine Präventionsschulung durchlaufen. Allein mit dem Material der EKD-Präventions-Initiative „hinschauen – helfen – handeln“ erfolgten bisher 828 Schulungen mit 10.377 Teilnehmenden (Stand Dezember 2023). Weitere, statistisch nicht erfasste Schulungen wurden und werden auf der Basis anderer Konzepte durchgeführt. Immer wieder wird darüber diskutiert, ob es wirklich notwendig sei, dass auch die beispielhaft oft genannte 78-jährige Gemeindebrief-Verteilerin geschult werden müsse.
Die Antwort ist klar: Ja! Auch sie gehört wie Pfarrer*innen, Presbyter*innen, Jugendmitarbeiter*innen und viele andere mehr zu denen, die den Unterschied machen können: Es geht um die Etablierung einer Kultur der Aufmerksamkeit, an der alle beruflich und ehrenamtlich Tätigen beteiligt sein müssen. Es geht darum, Menschen für die Wahrnehmung von Vorgängen, die nicht in Ordnung sind, zu sensibilisieren. Landeskirchenweit sind genügend Multiplikator*innen geschult, die vor Ort entsprechende Schulungen durchführen können – ihr Potenzial muss allerdings auch abgerufen werden.
Christoph Pistorius
Vizepräses
Beauftragter der Kirchenleitung für Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt
In seiner Sitzung vom 21. August 2024 hat das Presbyterium die Konzeption für unsere Gemeinde verabschiedet!
Dieses Konzept beschreibt die Ziele und Vorstellungen unserer aktuellen und zukünftigen Gemeindearbeit.
Daran sollen alle Entscheidungen und Planungen ausgerichtet werden.
So ein Konzept ist jedoch nicht „in Stein gemeiselt“, sondern wird regelmäßig überprüft und an neue Gegebenheiten und Vorstellungen angepasst.
Ganz herzlichen Dank an Alle, die viel Zeit und Gedanken in die Erstellung bei den Workshops oder direkt am Dokument investiert haben!
Die Online-Version finden Sie hier.
Hier können Sie das Dokument als PDF-Datei herunterladen.
Betragsbild: Tobias Duda
Vielleicht kennen Sie auch diese Frage aus Sommerinterviews: „Liebe Frau Müller, lieber Herr Meier, wenn Sie ein Buch auf eine einsame Urlaubsinsel mitnehmen können, welches wäre das?“ Und je nach Frömmigkeitsgrad von Frau Müller bzw. Herrn Meier kommt dann immer auch wieder die Bibel, das Buch der Bücher. Wobei das mit der Strandkorb-Tauglichkeit der Bibel ja so eine Sache ist.
– Er: „Und: Was liest Du so?“
– Sie: „Die Bibel. Bin schon ziemlich weit.“
– Er: „Oh, krass. Hab’ ich auch schon von gehört. Steht auf meiner TBR-List. Und: Wie isse denn so geschrieben?“
– Sie: „Recht spannend. Geht viel um Liebe, Sünde und so. Komplexe Story, viele Charaktere. So ein bisschen wie Tolkien, „Herr der Ringe“-mäßig. In der Mitte zieht es sich ein wenig – speziell bei der Chronik. Aber am Ende kriegen sie sich, Gott und Mensch.“
Dass die Bibel sich nicht so unbedingt als leichte Strandlektüre eignet, hängt auch mit ihrer Entstehungsgeschichte zusammen. Die kann man sich vielleicht so ähnlich vorstellen wie das Ausschusswesen der rheinischen Synode. Da gibt es den Theologischen Ausschuss die „Schriftgelehrten“, den Ausschuss für Erziehung und Bildung „die Weisheit“, den Ausschuss für öffentliche Antwort „die Propheten“, … Und jetzt stellen Sie sich einen 1.200 Jahre dauernden, geistgeleiteten synodalen Prozess vor – mit periodisch wechselnder Federführung. Et voilà! Oder mit den letzten Worten Luthers formuliert: „Die Briefe Ciceros kann niemand verstehen, er habe denn 25 Jahre in einem großen Gemeinwesen sich bewegt. Die Heilige Schrift meine niemand genügsam geschmeckt zu haben, er habe denn hundert Jahre lang mit Propheten wie Elias und Elisa, Johannes dem Täufer, Christus und den Aposteln die Gemeinden regiert.“
Auch wenn die Bibel sich also mehr für den Pilgerweg als für die Pool-Lektüre eignet, spielt das Thema Urlaub in ihr eine große Rolle. Im Grunde ist die Bibel insgesamt eine Anleitung zur heilsamen Selbstunterbrechung, zur Seelenstille, zur Einkehr vor Gott im Akt des Lesens.
Das beginnt schon gleich am Anfang mit der Schöpfungsgeschichte. In einer Zeit, als das Volk Israel im Exil Halt, Heimat, Hoffnung verloren hat, wird ihm hier Gottes Gegenwart vermittelt: im Rhythmus der Zeit und in der Schönheit der Schöpfung. „Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag …der zweite Tag, …der dritte Tag …“ Der Himmel, die Erde, das Meer, die Sonne, die Sterne: Sie alle sind Gottes Geschöpfe. Sie sind da, damit Pflanzen, Tiere, Menschen, alles was lebt, eine Heimat hat. Und die ganze Schöpfung findet am Ende ihr Ziel darin, dass Gott am siebten Tag ruht von all seinen Werken. „Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.“ Gott segnet die Ruhe, damit wir als Geschöpfe zur Ruhe kommen. Und in der Ruhe zu uns selbst und zu Gott. Die Schöpfungsgeschichte: eine Anleitung zur heilsamen Selbstunterbrechung, zur Einkehr bei Gott im Rhythmus der Zeit.
Wie zentral diese Idee ist, zeigt sich daran, dass sie in die 10 Gebote aufgenommen wurde. „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt.“ Das ist zentral für den jüdischen wie christlichen Glauben. „Das Wesen der Religion ist Unterbrechung.“ (J.B. Metz)
Nur in der Begründung ist man sich damals nicht einig geworden. Votierten die einen für den Bezug zur Schöpfungsgeschichte, so waren die anderen für den Bezug zum Exodus, dem Auszug aus Ägypten. Denn auch hier, beim Auszug aus Ägypten und dem Beginn des Volkes Israel spielt die Ruhe eine zentrale Rolle. Die ganze Exodusgeschichte handelt davon, wie Gott uns Menschen vor uns Menschen schützt und an die Seite der versklavten Israeliten tritt. Gott befreit sein Volk aus einem Regime der Ausbeutung, von grenzenloser Arbeit, von Unfreiheit und Ruhelosigkeit.
Die Pointe dessen ist, dass das nicht nur für Israel gilt, sondern für alle, eben auch „für den Fremdling, der in deiner Stadt lebt.“ Ja, selbst für die Tiere, das Land, die ganze Schöpfung. Das Volk Israel als die ersten Freigelassenen in Gottes Schöpfung.
Und weil beides klug und richtig ist, hat man die Zehn Gebote einfach zweimal in die Bibel aufgenommen: in 2. Mose 20 mit Bezug des Sabbats auf die Schöpfung und in 5. Mose 5 mit Bezug auf den Auszug. Es ist wichtig, die heilsame Unterbrechung doppelt zu betonen, weil wir als Menschen eine tiefe Neigung haben, uns selbst und andere zu erschöpfen und unserer Gott gegebenen Freiheit und Ruhe zu berauben. Wir gehen leicht unter in den Sorgen um alles, was noch zu machen ist: „Muss nur noch kurz die Welt retten … noch 148 Mails checken.“ (Tim Bendzko)
Und unsere Frömmigkeit trägt manchmal selbst dazu bei: Wenn der Eifer um die Kirche uns selber auffrisst. Wenn wir meinen, ohne uns ginge zwar nicht gleich die Welt unter, aber doch die rheinische Kirche. Wenn wir anderen Wein predigen und selber Wasser trinken. Wenn sich die sorgenvolle Stimme der Martha in mir meldet. „Wie soll das alles klappen: mit dem Mitgliederschwund, den Gebäuden, den Veränderungen und überhaupt mit allem? Siehst Du denn nicht, Herr, wie das Boot bei uns vollläuft?“ Das nennen wir dann protestantische Arbeitsmoral.
Da ist gut auf die Stimme dessen zu hören, der die Welt, unsere rheinische Kirche und auch mein kleines Leben in seinen Händen hält:
– „Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Sorge hat.“
– „Tu du das Deine und überlass den Rest ruhig mir.“
– „Das Retten der Welt und das Sorgen sind Gottes Sache.“
– „Es ist gut, dass du arbeitest und gut, dass du ruhst.“
– „Denn den Seinen gibt‘s der Herr im Schlaf, am Sabbat und auch im Urlaub.“
Daher zum Schluss: Sieben theologische Tipps für den Urlaub:
1. Du bist Mensch und nicht Gott.
Und wenn Gott ruht, solltest du es auch. Genieße deine endliche Freiheit. Freu dich an der Schönheit der Schöpfung. Geh sorgsam mit dir selbst um: mit deiner Seele, deinem Körper, deinem Geist. Sie alle sind endlich und brauchen Ruhe.
2. Es gibt kein Paradies jenseits von Eden. Auch nicht im Urlaub.
Entspann dich, wenn nicht alles perfekt ist oder nach Plan läuft. Manchmal ist der Umgang mit dem Scheitern im Nachhinein sogar das Interessanteste. Gott schreibt auf krummen Linien oft besondere Geschichten.
3. Der Mensch im Stau neben dir ist auch ein Mensch, ein geliebtes, wunderbares Geschöpf Gottes wie du.
Lass dich von der Tonne Blech um ihn herum nicht davon ablenken – und auch nicht durch seine suboptimale Fahrweise. Und wenn er sich dennoch blöde vordrängelt: Vielleicht hat er den Urlaub noch nötiger als du. Wer das noch nie getan hat, drücke zuerst auf die Hupe.
4. Was deine kleinen technischen Hilfsmittel betrifft: Es ist wichtig, die Rollen zu klären: Sie sollen dir dienen. Nicht du ihnen.
Schalt einfach mal ab. Pflücke den Augenblick. Von Mona Lisa, Niagarafall, Pyramiden gibt es übrigens schon Fotos. Du brauchst dir kein Bildnis von allem zu machen.
5. Egal, wo du hinfährst oder bist, Gott erwartet dich.
In der Weite des Meeres, in der Stille der Berge, auf deinem Balkon oder im Garten, und auch im Angesicht des Menschen, der dein Hotelzimmer macht oder dein Essen bringt. Urlaub ist eine Chance, Gott neu zu entdecken.
6. Wenn du reisen willst, reise.
Wenn du lesen willst, lies. Wenn du wandern, schlafen, schwimmen, essen, bummeln, feiern willst, tu es. Sei gesegnet in dem, was du tust, und in dem, was du lässt.
7. Du bist frei. Erstgeborener von Gottes neuer Schöpfung.
Das ist deine Bestimmung. Lebe so, dass es ohne Gott keinen Sinn ergibt. Und dass andere etwas von der Freiheit Gottes spüren.
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