Lebensmittel-Ausgabe jetzt an neuem Standort
„10 Jahre Rösrather Tafel und 25 Jahre Tafeln in Deutschland – das ist kein Grund zu feiern!“ sagt Gerd Wasser vom Tafel-Leitungsteam. „Wir möchten vielmehr auf den Skandal hinweisen, der darin besteht, dass es dieser Einrichtungen in einem der reichsten Länder der Welt nach wie vor bedarf.“
Die Zahl der Tafeln in Deutschland hat sich seit 2005 auf deutlich über 900 verdoppelt, und die Nachfrage nach Lebensmitteln der Tafeln durch Menschen mit geringem Einkommen ist nach wie vor ungebrochen: Bei der Rösrather Tafel stieg die Zahl der unterstützten Personen innerhalb der letzten fünf Jahre um 23 % auf rund 700, davon rund ein Drittel Kinder und Jugendliche.
Haupt-Nutzergruppen sind Arbeitslosengeld- und Sozialhilfeempfänger und -empfängerinnen, nach Rösrath geflüchtete Personen sowie Bezieherinnen und Bezieher niedriger Renten. Jährlich verteilt die Rösrather Tafel rund 70.000 Kilogramm Lebensmittel. Das verringert einerseits die Lebensmittelvernichtung und erleichtert andererseits in bescheidenem Umfang die soziale Teilhabe der unterstützten Haushalte: Das Geld, das nicht für Lebensmittel ausgegeben werden muss, kann z. B. für Bildungsmaßnahmen, Kommunikation, Theater, Kino, Ausflüge usw. verwendet werden, für Dinge also, die für die meisten anderen Menschen eine Selbstverständlichkeit darstellen.
Das zehnjährige Bestehen ist aber für das Tafel-Leitungsteam und für die Träger der Tafel, die Ev. Gemeinde Volberg, Forsbach, Rösrath (in Kooperation mit der Kath. Kirchengemeinde St. Nikolaus) auch Anlass zum Dank. Dieser gilt der erfahrenen Unterstützungs- und Spendenbereitschaft der Rösrather Bevölkerung. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den Lebensmittelspenden der Geschäfte und dem Engagement der rund 90 ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tafelteam zu.
Fast genau 10 Jahre nach Gründung der Rösrather Tafel hat sie im Juni ihren dritten „vorübergehenden“ Standort bezogen. Die Lebensmittelausgabe erfolgt nicht mehr bei der Versöhnungskirche, sondern im ehemaligen Geschäftsraum der Kreissparkasse, Ahornweg 8 in Rösrath-Stümpen. Der bisherige Standort musste einem Kita-Neubau weichen. Dank des enormen Einsatzes vieler fleißiger Hände konnte der Umzug flott und erfolgreich vollzogen werden; die Lebensmittelausgabe ruhte lediglich für eine Woche.
Die ersten Wochen am neuen Standort verliefen ohne größere Probleme. Leider bieten die neuen Räume keine Unterbringungsmöglichkeit für das als Kommunikationsort begehrte Tafel-Café; dieses verbleibt zunächst weiter am bisherigen Standort. Es verliert dadurch wegen der fehlenden Nähe zur Lebensmittel-Ausgabe deutlich an Attraktivität für die Tafelnutzer.
Schade sei auch, so Wasser, dass durch den jetzigen Standort im Ahornweg der räumliche Bezug zur Kirche verloren gegangen ist. Aus dem Presbyterium gibt es aber die Ankündigung, die Zeit des dreijährigen Mietvertrages zu nutzen, um die Tafel künftig dauerhaft und komplett wieder kirchennah unterzubringen.
Gerd Wasser
16. Juli 2018